Neulich im Unterricht…

Manche Erinnerungen aus der Schulzeit brennen sich so tief ein, dass sie noch nach Jahrzehnten abrufbar sind. Insbesondere die Interaktionen zwischen Lehrer- und Schülerschaft führen mitunter zu bleibender Erkenntnis. Auf beiden Seiten…

Der Religionslehrer, Pater Jung SJ, spricht von der Ergebung Mariens in den Willen Gottes, hatte sie doch dem Engel Gabriel nach dessen Ankündigung, der Heilige Geist werde über sie kommen (Lukas 1, 26 – 38), die schlichte Antwort gegeben: „Fiat…“!
Da rief ein Schüler: „Das hat sie nicht gesagt!“
Pater Jung: „Doch, das hat sie gesagt!“.
Nach einem längeren Wortwechsel siegte dann der Schüler mit dem schlichten
Hinweis: „Maria konnte kein Latein!“.

Der Direktor, Pater Dr. Josef Adamek (1906 – 1996) stand in einer Vertretungsstunde und sagte vor sich hin – er, der staatlich examinierte Griechisch-Lehrer (!) -: „Wie schreibt man nochmal den Spiritus asper?“.
Da erscholl ein Zuruf aus der Klasse: „Wie man ihn spricht“.

Zwei Stilblüten aus dem Lateinunterricht:
Magna mercede eum affecit – er schenkte ihm einen großen Mercedes.
Und: Patre nesciente puer discessit – Weil der Vater nichts wusste, musste der Bub etwas lernen.

Am 12. Februar 1959 sagte ein Pater SJ – sein Name sei hier verschwiegen – zu mir:
„Willy, aus Dir wird niemals etwas!“.
Ich sandte ihm mein Abiturzeugnis zu, danach meine Zeugnisse der Staatsexamen und schließlich ein Exemplar meiner Dissertation: Da erst, nach zehn Jahren, hat er sich bei mir entschuldigt….

Autor

  • Dr. Wilhelm Blum

    1943 in München geboren, war Wilhelm von 1953 bis 1959 Schüler in St. Blasien, dann in München (hier Abitur 1962). Nach seinen Studien in München und der Assessorprüfung 1971 war er an Universitäten, in der Erwachsenenbildung und an Gymnasientätig, zuletzt in München am Maxgymnasium von 1992 - 2010 (Griechisch, Latein, Geschichte, Philosophie). Seit August 2010 ist er im Ruhestand, arbeitet aber noch weiter als Vortragsredner und wissenschaftlicher Schriftsteller.